WOLFGANG P O I N T N E R All for Me In der Salzburger Jazzszene gilt Wolfgang Pointner als Bebop-Instanz. Auf seinem neuen Album »My Mixture« verquirlt er den Jazz aber lieber mit Blues, Rock und Latin zu etwas Hochprozentigem. DIE HARMONIEN ERINNERN an einen berühmten Jazzklassiker. Aber die E-Gitarre, die da so flockig über die Akkordwechsel soliert, und hie und da unbekümmert ein paar Country- Licks einstreut, lässt kaum den Verdacht aufkommen, dass hier nach Real-Book-Vorschrift gejazzt wird. »Ich habe den Jazzstandard "All of me" schon immer sehr gemocht«, erzählt der Salzburger Gitarrist Wolfgang Pointner. »Aber ich wollte etwas Eigenes daraus machen.« Also hat er dem Song ein flinkes Bebop-Thema angedichtet und als Kontrast einen robusten Country-Groove dazu geschrieben. »All for Me« . heißt er nun in Pointners Version. Und das Album, auf dem die unverbrauchte Standard-Deutung zu hören ist, hat der passionierte Pfeifensammler nach seinem Lieblingstabak be- nannt: »My Mixture«. Das Konzept des Albums ist damit bereits beschrieben. Pop und Bluesrock, Fusion und Latin, Rock, Country und Western verbinden der Jazzgitarrist und sein Quartett mit knackigem, druckvollem Bandsound zu einem hochprozentigen Destillat. Wie die Idee entstanden ist? »Ich wollte einfach einmal etwas anderes machen«, sagt Wolfgang Pointner. »Und als ich mich hingesetzt und zu komponieren begonnen habe, ist alles Mögliche herausgekommen - nur kein klassischer Jazz.« Bei einem Musiker, der seine höheren Weihen bei Jazz- Legende Attila Zoller in New York und Karl Ratzer in Wien empfangen hat, und der in der lokalen Szene längst selbst den Ruf als Bebop-Eminenz genießt, mag diese Herangehensweise erstaunen - ebenso das Klangergebnis. Statt pflichtbewusst die bauchige Jazzgitarre umzuschnallen, schaltet der Gitarrist den Verzerrer ein und soliert sich flott durch heterogene Stilistiken. Das überzeugt auch deshalb mit Lockerheit, weil das Quartett nicht mit angestaubten Fusion- Idealen liebäugelt, sondern als fest verschweißte Einheit agiert. Kein Wunder: Mit zwei seiner Quartettkollegen, Keyboarder Burkhard Frauenlob und Drummer Philipp Kopmajer, ist der Gitarrist auch in der Lungau Bigband für den Groove verantwortlich. Und mit Stephan Kondert bringt ein junger Salzburger Bassist seinen erweiterten Soundhorizont ein (siehe auch: SK Invitational, S. 91). »Von der Idee her sind die Kompositionen Songs, nicht bloß Akkordschemen über die jeder seine Soli legt. Das Ideal ist ein gemeinsamer Bandsound, der die unterschiedlichen Stilzutaten verbindet und zusammenhält.« Das tut er auch. Darüber hinaus zeigt sich der Quartettchef in seinen Eigenkompositionen als starker Melodiker. Ob sich in dieser neuen Klang-Umgebung auch das eigene Spiel im Wesen verändert hat? »Das Album klingt genau so wie ich bin«, ist der Bebop- Urlauber überzeugt. »Man kann sich beim Improvisieren nicht wirklich verstellen.« CLEMENS PANAGL, JazzZeit 09/2007